Schreibt Eure Ziele auf, damit Ihr sie im gesamten Entwicklungsprozess immer wieder vor Augen habt. Fast immer gibt es einen Auslöser, zu sagen: „Ich möchte XY machen!“ (z.B. „Ich möchte ein Agroforstsystem machen!“). Wichtig ist es, diese Gründe aufzuschreiben. Meistens handelt es sich dabei schon um Ziele/Wünsche, die man mit der Veränderung erreichen möchte. Erosionsschutz, mehr Biodiversität, vielfältigere Ernteprodukte, mehr Schatten für Weidetiere und, und, und.
Beispiel: Ein Betrieb in Küstennähe bewirtschaftet 300ha Ackerland seit Mitte des Jahres ökologisch. Durch den erhöhten Pflugeinsatz seit der Umstellung fällt dem Betriebsleiter B immer mehr auf, wie stark der Bodenverlust durch Winderosion ist. Um diese Erosion zu reduzieren, möchte er ein Agroforstsystem anlegen. Außerdem eröffnet er gerade ein Hofcafé, in dem er hofeigene Kuchen verkaufen möchte. Dafür würde er gerne Obst haben. Dass Agroforstsysteme zu einem vielfältigeren Landschaftsbild beitragen und Lebensräume für viele Arten bieten ist für ihn ein weiterer Pluspunkt.
2.1. Flächenauswahl
Schreibt Euch auf, warum die Fläche gewählt wurde und welche Rahmenbedingungen vorherrschen (Pachtland/Eigentum, Flächengröße, Lage der Fläche…). Meistens hat man eine bestimmte Fläche im Blick, bzw. die möglichen Flächen lassen sich schnell in eine engere Auswahl bringen. Bei einigen Betrieben spielt die Hofnähe eine wichtige Rolle (z.B. wenn man dort Obst für ein Hofcafé anbauen möchte), bei anderen die Eigentumsverhältnisse (Verpächter sind Baumanpflanzungen gegenüber häufig skeptisch…). Einige Flächen sind interessant, weil sie besonders zum Erreichen der Ziele beitragen können (z.B.: Flächen in Waldnähe, wenn mehr Lebensraum/Randzonen für Wildtiere geschafft werden soll; oder Weideflächen, wenn man seinen Tieren mehr Schatten bieten möchte). Beispiel: von den 300 ha sind nur 80 ha Eigentumsfläche. Da B in der Region einer der ersten Landwirte ist, die ein Agroforstsystem anlegen möchten, möchte B mit dem Eigenland anfangen. Vielleicht, wenn es darauf gut läuft, kann er seine Verpächter dann überzeugen, auch auf den Pachtflächen Bäume pflanzen zu dürfen. Das Obst für das Hofcafé sollte möglichst hofnah wachsen, um den Ernteaufwand und Transportaufwand zu minimieren. Außerdem kann er dann in den ersten Jahren, in denen die Bäume noch sensibel sind, ein Auge auf sie werfen. Zudem hat er hier bereits einen Wasseranschluss, da die meisten Bäume in den ersten Jahren Bewässerung benötigen. Auf den insgesamt 10 ha möchte B mit der Hälfte der Fläche beginnen, um die andere Hälfte ggf. für Sonderkulturen freizuhalten und um „klein“ anzufangen. Ausweiten kann man immer noch, denkt er. nach oben2.2. Flächenzustand
Recherchiert, notiert Euch die wichtigsten Angaben zu dieser Fläche und Ihrem Boden. Wo und wie liegt die Fläche (Ausrichtung zur Sonne, Hangneigung, Zugänglichkeit, Windrichtung und -exposition, Wildbestand, vorhandene Gehölstrukturen und Ränder)? Wie ist die Wasserverfügbarkeit (jährliche Niederschläge, Verteilung im Jahresverlauf; Starkniederschläge, Hagel; Grundwasserstand der Fläche)? Wie ist der Boden beschaffen (Bodenart, -typ, -punkte; Nährstoffe und Mineralgehalt, v.a. Kalkgehalt im Ober- und Unterboden; Tiefgründigkeit)? Ist die Fläche drainiert? Wenn ja, wie verläuft die Drainage und wirkt Sie auch auf andere Flächen (gemeinsame Drainage mit Nachbarn?)? Befinden sich auf der Fläche Erdgas-, Strom- oder Telefonleitungen, die von den Bäumen beschädigt werden könnten? Die Informationen erscheinen auf den ersten Blick sehr viel. Für die Gehölzwahl ist es aber später wichtig, viel über den Standort zu wissen, um daran angepasste Arten und Sorten zu wählen. Beispiel: Die Fläche liegt an einem leichten Südhang und ist sowohl von der Nordseite (Hof) und der Südseite (Straße/Grünlandstreifen am Graben) erreichbar. Westwinde und kalte Ostwinde, allerdings kaum spätfrostgefährdet. Niederwild und Dammwild vorhanden. Am Südrand am Graben befindet sich ein „Knick“ (Windschutzhecke). Küstennah fallen in der Region etwa 600mm Niederschlag im Jahr, viel davon im Winter, aber auch im Sommer regnet es regelmäßig. Der Grundwasserstand ist in den letzten Jahren gesunken, am oberen Hang ist nicht mit Staunässe zu rechnen, am unteren Hang, aufgrund des Grabens, kann Staunässe auftreten. Boden sandiger Lehm/stark lehmiger Sand mit 45-60 BP und kalkreichem Ausgangsgestein in 1,50 m bis 2,50 m Tiefe. Komplexe Drainage auf der Fläche mit nur unzuverlässigen Verlaufsplänen. Ggf. kann Drainage, z.B. am Vorgewende nachgebessert werden, der Acker selbst kann bei Beschädigung der Drainage durch die Bäume mittels Gräben entwässert werden (falls Bedarf besteht). nach oben2.3. Recht- und Förderrechtliche Gegebenheiten der Fläche
Zum jetzigen Zeitpunkt sind die förderrechtlichen Begebenheiten für die Etablierung von Agroforstsystemen noch so lange ungünstig, bis Agroforstsysteme als landwirtschaftliche Kultur ins Förderrecht aufgenommen werden und eine rechtssichere Definition bestimmt wird. In folgenden Punkten sollte besonders gründlich gearbeitet werden, um später rechtliche Probleme zu vermeiden: befindet sich die gewählte Fläche in einem Naturschutzgebiet/Flora-Fauna-Habitat oder CrossCompliance-Wind/Wasser, könnten Einschränkungen durch die Naturschutzbehörden entstehen? Wird mit den Bäumen ausreichend Abstand zu Nachbar’s Flächen gehalten (länderspezifische Regelungen!)? Außerdem, die zurzeit größte Frage, wie kann ich das Agroforstsystem in den Flächenantrag aufnehmen? Beispiel: Die ausgewählte Fläche befindet sich nicht in einem Naturschutzgebiet o.ä.; Leitungen verlaufen auch keine über die Flächen. Außerdem wurde ausreichend Abstand zu Nachbar’s Flächen eingehalten und bei Kaffee und Kuchen von dem Projekt erzählt (Nachbar freut sich ja, wenn er alles schon vorher weiß…). Stand Januar 2021 wurde zwar über die Förderung von Agroforstsystemen im Bundestag abgestimmt (13.01.2021), noch besteht aber in den meisten Bundesländern keine Codierungs-Möglichkeit im Förderantrag. Obstgehölze lassen sich dennoch als Streuobst ohne Wiesennutzung kodieren, wobei die Mindestparzellengröße des jeweiligen Bundeslandes einzuhalten ist. nach oben2.4. Mögliche Arbeitskraft
Jetzt sollte überlegt werden, welche Arbeitskraft zur Verfügung steht, um im nächsten Schritt die möglichen Gehölze auswählen zu können. Wie ist die Auslastung, wöchentlich und saisonal, der vorhandenen Arbeitskräfte? Hat man die Kapazität, weitere Arbeitskraft einzustellen oder aus anderen Betriebszweigen zu nutzen? Auch über die Qualifikation der AK sollte man sich Gedanken machen. Meistens ist das Wissen über den landwirtschaftlichen Anteil am Agroforstsystem vorhanden. Schön wäre natürlich, wenn entsprechende Qualifikationen auch für die Baumpflege vorhanden ist oder angeeignet werden kann. Beispiel: In der Landwirtschaft beschäftigt B einen Angestellten, der sich bisher im Winter arbeitslos melden musste. Durch die Anlage eines Agroforstsystems kann der Angestellte das ganze Jahr über angestellt sein und im Winter Pflegearbeiten an den Baumstreifen übernehmen. Die Tochter von B studiert glücklicherweise Forstwissenschaften und kann mit Ihrem Wissen den jährlichen Baumschnitt übernehmen. nach oben2.5. Planung des Designs
Um mögliche Gehölze auszuwählen, sollte die spätere Nutzung und die zuvor überlegten Ziele bedacht werden. Jetzt können sich die ersten Gedanken über die konkrete Planung des Agroforstsystems gemacht werden. Auf Ackerstandorten hat sich die Pflanzung von Streifen bewährt, sodass weiterhin eine Bewirtschaftung des Ackers mit modernen Maschinen möglich ist. Bei der Planung der Streifen sollte zunächst eine grobe Skizze auf einem Flächenplan erstellt werden. Dabei ist die Breite und Länge des Schlags, sowie ggf. Landschaftselemente, Sölle, Baumgruppen etc. zu beachten. Das Vorgewende sollte frei von Bäumen bleiben, um eine Bewirtschaftung zu ermöglichen. Bei der Berechnung der Vorgewendebreite und des Abstands zwischen den Baumreihen sollte ein Vielfaches der größten Arbeitsbreite verwendet werden, um nötige Überfahrten zu minimieren. Auf Grünlandflächen, auf denen ausschließlich beweidet wird kann von der „Reihenanordnung“ abgewichen werden. Beispiel: Die ausgewählte Ackerfläche ist fast genau nach Süden ausgerichtet und annährend quadratisch. Daher werden bei der Planung der Baumstreifen die bisherigen Fahrspuren als „Ausrichtungslinie“ verwendet (RTK vorhanden). Landschaftselemente etc. sind nicht vorhanden. B besitzt einen 12m Striegel, alle anderen Maschinen sind weniger breit. Um ein reibungsloses Wenden und Rangieren auf dem Vorgewende zu ermöglichen, soll der Abstand vom Ackerrand bis zum ersten Baum mindestens 15m betragen. Die Baumstreifen sollen eine Breite von 3 m haben und die Ackerstreifen eine Breite von 48 m. B möchte ein möglichst vielfältiges Agroforstsystem, das ihm trotzdem nicht zu viel Arbeit macht. Dafür eignen sich vor allem Bäume für die Nutzung als Wertholz, die abgesehen von anfänglicher Etablierungshilfe und dem jährlichen Pflegeschnitt kaum Arbeit machen (verglichen mit Obstgehölzen). Für das Café möchte B auch Obstgehölze und Nüsse, für die er auch Mehrarbeit auf sich nimmt. Allerdings sollen die Bäume auch irgendwann einen schönen Stamm ausbilden, daher kommen für B nur Hochstämme in Frage. Für Nüsse möchte B Walnusssämlinge nutzen, da die im Vergleich zu Veredelungen stärker wachsen. Damit einige der Nüsse auch als Speisenüsse genutzt werden können, wählt er eine Sorte, die starkwüchsig ist, aber auch häufig schmackhafte Nüsse ausbildet. Außerdem möchte B Wildkirschen pflanzen, vor allem wegen des wertvollen Holzes, aber auch wegen der schönen Blüte im Frühjahr. Wegen des wertvollen Holzes sollen außerdem Baumhasel, Speierling und Elsbeere gepflanzt werden, die auch für Wild interessante Früchte hervorbringen können. Da am unteren Hangende durch den anliegenden Graben Staunässe auftreten kann, möchte B außerdem ein paar Schwarznusshybride pflanzen, die schönes Holz liefern und sehr tolerant gegenüber Staunässe sind. nach obenÜbersicht:
3.1. Pflanzgut
- Obstbäume
Vor allem für sogenannte silvoarable Agroforstverfahren (Bäume auf dem Acker) eignen sich hochstämmige Obstbäume, wenn eine spätere Holznutzung ebenso gewünscht ist wie eine Fruchtnutzung. Für die Holznutzung ist es außerdem wichtig, dass von den Baumschulen kein Pflanzschnitt durchgeführt wird, da dabei häufig der Mitteltrieb entfernt wird, um ein breiteres Wachstum der Krone zu fördern. Für die Holznutzung sollten dann eher Seitentriebe entfernt werden, um die Erziehung in die Höhe zu fördern. Bei einer reinen Fruchtnutzung können auch niedrig- oder mittelstämmige Bäume genutzt werden. Für die Sortenauswahl sollten z.B. Pomologen-Vereine oder Forschungsanstalten zu Rate gezogen werden, die sich mit regional nutzbaren Sorten auskennen. Die LFA in Gülzow hat zu u.a. Krankheitsresistenz und Anbaueignung in MV verschiedener Apfel- und Birnensorten einige Publikationen veröffentlicht, die auch für andere Regionen interessant sein könnten. Die Sorten sollten daraufhin auf Hochstammeignung (wenn Hochstämme gewünscht), Nutzungsrichtung (Tafelobst, Back-, Brenn- oder Mostsorten) und Bestäubungsverhalten ausgewählt werden. Z.B. bei Äpfeln gibt es triploide und diploide Sorten. Während die diploiden in der Regel recht gute Bestäubersorten sind, sollte man nicht zu viele triploide Sorten nebeneinander pflanzen. In schlechten Bestäubungsjahren (schlechtes Wetter zur Blüte z.B.) könnte sonst ein Totalausfall der Ernte drohen. Tabellen der Bestäubungsleistung verschiedener Sorten gibt es im Internet und in der Fachliteratur zu finden; auch die örtlichen Pomologenvereine können Auskunft geben.
Erst nachdem die Sortenauswahl feststeht, sollte bei den Baumschulen nachgefragt werden, da diese so besser Euren Wünschen nachkommen können. Bio-Betriebe sollten bei der zuständigen Kontrollstelle nachfragen, welche Regelung bei Nichtverfügbarkeit von Bio-Pflanzgut im jeweiligen Bundesland bestehen. Veredelte Obstbäume können ab ca. 30€/Stück erworben werden. Pflanzung wurzelnackter Ware bestenfalls im Herbst/Winter; Ballenware ganzjährig.
Beispiel: Die AK (M) informiert sich vor der Anfrage bei den Baumschulen bei der Forschungsanstalt in Gülzow und beim örtlichen Pomologenverein zu regional gut wachsenden Sorten. Da die Fruchtnutzung nicht im Vordergrund steht, möchte der Betrieb vor allem pflegeleichte Sorten, die keine Spritzung benötigen. Sobald eine Sortenauswahl feststand, wurden diese noch auf Ihre gegenseitige Bestäubungsleistung geprüft. Nachdem das Angebot der Baumschule angenommen wurde, wurde jedem der Bäume ein Pflanzplatz auf dem Pflanzplan zugewiesen (nach Bestäubung und Hofnähe ausgewählt).
- Bäume für die Nutzung als Wertholz (Straßenbäume, Forstware)
Bei den Wertgehölzen sollte auf eine möglichst geradewachsende Selektion geachtet werden. Bei einigen Arten gibt es solche bereits, andere nur geringfügig, andere gar nicht. Vor allem bei Forstware ist es interessant zu wissen, dass vor Mitte November eigentlich kaum Ware verfügbar ist. Es bietet sich an, spätestens im September vorzubestellen für eine Pflanzung nach Mitte November. Solange der Boden einigermaßen frostfrei ist kann gepflanzt werden, teilweise bis in den März hinein (letzte Pflanztermine sind vom Vegetationsbeginn abhängig, also die letzten Bäume sollten ein paar Wochen vor dem Aufgehen der ersten Knospen gepflanzt sein). Bei vielen Forstbaumschulen ist es üblich, dass die Ware in Bündeln ab 25 Stück verkauft werden. Forstgehölze können ab ca 1,50-6,00€/Baum für Ware in 50-80cm Größe erworben werden. Pflanzt man weniger Bäume der Art kann es sich anbieten, sich mit anderen Projekten zusammenzutun und gemeinsam zu bestellen. Pflanzung bestenfalls im Herbst/Winter (ab Mitte November).
Eine Auflistung verschiedener Forstbaumschulen finden Sie unter: “http://www.vdf-online.org/liste-der-mitglieder/” Eine Liste zertifizierter Forstpflanzenlieferanten ist unter “https://ffv-zertifikat.com/lieferanten-forstpflanzen/” zu finden.
- Energiegehölze (KUP-ähnlich)
Für die Produktion von Energieholz, z.B. Holzhackschnitzel, eignen sich vor allem Pappel- und Weidenhybride. Während Pappeln auch für die Stückholzproduktion (Brennholz) genutzt werden können, wachsen Weiden überwiegend buschig und eignen sich daher eher für Holzhackschnitzel. Die erste Ernte kann -je nach Produktionsziel- zwischen dem 2. Und 20. Jahr nach der Pflanzung erfolgen, beide Arten treiben danach mehrtriebig wieder aus. Steckhölzer (20-30cm) 10-40ct/Stück erwerbbar, Ruten (1,50m) ca 1,50-1,70€/Stück. Steckhölzer für kleine Projekte können auch gut im Frühjahr von bestehenden Bäumen selbst geworben werden. Pflanzung erfolgt meist im Frühjahr. nach oben
3.2. Baumschutz/Anbindung
- Geschützt werden müssen die Bäume gegen Wildfraß der Triebe durch (je nach Wildbestand) Rehe, Hasen/Kaninchen, Damm-/Rotwild, aber auch gegen das Verfegen durch z.B. Rehböcke (Reiben des Geweihs an Ästen. Junge Bäume sind aufgrund des Pflanzensafts besonders attraktiv).
Im Forstbedarf gibt es vielfältige Möglichkeiten zu erwerben, die Pflanzen zu schützen (z.B. grube.de). Dabei kann entweder die gesamte Pflanzung umzäunt werden (auf eine engere Maschenweite unten gegen Hasen ist zu achten) oder die Bäume einzeln (mit z.B. Gitterhüllen). In einigen Pflanzungen kann es auch sinnvoll sein, eine gesamte Pflanzreihe, z.B. mit einem Elektrozaun zu schützen (bei z.B. paralleler Weidehaltung). Auch die Art der Anbindung kann eine Rolle spielen bei der Auswahl des Verbissschutzes. Bei Obstbäumen, die einerseits regulär fest angebunden werden und andererseits sehr attraktiv für Wild sind, kann sich die Anbindung in einem Dreibock anbieten mit Draht als Verbissschutz (siehe auch https://www.bund-lemgo.de/obstbaumpflanzung.html als sehr übersichtliche und ausführliche Quelle zu Anbindung und Baumschutz)
- Vielfach diskutiert wird die Notwendigkeit des Schutzes der Bäume vor Wurzelfraß und Fraß der Rinde am Wurzelhals durch Wühlmäuse.
Als Quelle ist das LWF Merkblatt 24 „Mäuse in Forstkulturen zu empfehlen“ (2020) und das „Abwehr von Wühlmausschäden im ökologischen Obstbau“ -Merkblatt des Bundesprogramm Ökologischer Landbau (2004) zu empfehlen, um einen ersten Eindruck zu bekommen. In der Beispielpflanzung wurden für Wildkirsche, Speierling, Elsbeere und die Obstbäume Drahtkörbe gegen den Wurzelfraß genutzt. Diese lassen sich selbst aus Drahtrollen falten oder fertig bestellen. Auf der o.g. Seite des bund-lemgo finden sich auch Informationen zu dem Schutz vor Wühlmäusen. In der Diskussion, ob verzinkter oder unverzinkter Draht genutzt werden soll, scheiden sich die Geister. Ziel der Körbe ist es, vor allem Jungbäume vor (tödlichem oder verkümmernden) Fraß durch Wühlmäuse zu schützen ohne, dass die Wurzeln verletzt oder in ihrem Wachstum eingeschränkt werden. Verzinkter Draht verrottet nicht so schnell wie unverzinkter. Es wird allerdings diskutiert, ob die Wurzeln der Bäume, die durch den Draht wachsen, eingeschnürt und so verletzt werden. Andererseits seien auch schon 10-jährige Obstbäume durch Wurzelfraßschäden gestorben, weshalb ein möglichst langfristiger Schutz der Wurzeln wünschenswert sei. Die Firma wuehlmauskorb.de hat auf Ihrer Seite dazu stellunggenommen. Demnach könnten die Baumwurzeln bei Ihren Drahtkörben die Maschen durch ihr Wachstum weiten, ohne, dass die Wurzeln verletzt würden.
Als indirekter Schutz werden Greifvogelstangen aufgestellt, um die Fläche attraktiver für Wühlmaus-Fressfeinde zu machen. Auch eine Förderung des Mauswiesels und anderer Raubtiere durch Holz- und Steinhaufen ist möglich.
Gegen das sogenannte „Ringeln“ des Wurzelhalses (rundherum abgefressene Rinde im bodennahen Bereich mit verbundenem Absterben des Baums) kann eine engmaschige Drahthose um die Pflanzenbasis gelegt werden. Bisher sind keine Publikationen mit genauen Zahlen für Ausfälle durch Ringeln gefunden worden. In der Beispielpflanzung wurde teilweise der obere Rand des Drahtkorbes um die unteren 10 cm des Baumes gelegt, teilweise wurden extra angefertigte Drahthosen um den Wurzelhals gelegt.
Sowohl beim Verbissschutz als auch der Anbindung ist darauf zu achten, dass die verwendeten Materialien den Baum nicht einengen, da es sonst zu Verletzungen (durch Reibung) und Einwüchsen kommen kann. nach oben
3.3. zusätzliche Technik
Für die Pflanzung wird häufig zusätzliche Technik benötigt (Erdlochbohrer oder Minibagger, Pfahlramme, Schrauber oder Tacker für die Anbindung und den Verbissschutz). Es kann sich anbieten, Kontakt mit einem bekannten Garten- und Landschaftsbauer aufzunehmen und nach seinen Empfehlungen zu fragen, wenn noch keine Erfahrungen für Bäumepflanzen bestehen. Diese können einem häufig auch eine ungefähre Zeitschätzung geben. Für die spätere Pflege und Bewirtschaftung sollte überlegt werden, ob ein Mulcher o.ä. benötigt wird oder vorhanden ist. Beispiel: Im Beispiel wurde ein Erdlochbohrer für die „kleinere Forstware“ (80-120cm) gemietet, sowie eine benzinbetriebene Pfahlramme, um die großen Pfähle der Obstbäume einzurammen. Für die Anbindung der großen Bäume wurde Baumgurt verwendet, der mit einem elektrischen Tacker an die Pfosten getackert wurde. Die Löcher für Bäume mit Drahtkorb wurden mit einem Minibagger gebuddelt, der auf dem Hof vorhanden war. nach oben3.4. Bewässerung
Jungbäume müssen die ersten 3-5 Jahre noch festwachsen und ein eigenes, ausreichend großes Wurzelwerk bilden, um sich auch in trockenen Zeiten gut versorgen zu können. Daher ist es zwingend notwendig, in sehr trockenen Wochen die Bäume zu wässern. Je nach Pflanzung und Gegebenheiten kann dies mit dem Güllefass und „modifizierten Schleppschläuchen“, händisch mit einem Kubik-Container oder durch eine installierte Bewässerung erfolgen. Beispiel: Es wurde eine Tröpfchenbewässerung in die Reihen verlegt, da zwischen den Bäumen experimentell auch Gemüse und Obststräucher gepflanzt wurde, die auch Bewässerung benötigen. Außerdem ist die Fläche mit einem nahen Wasseranschluss vom Hof zu versorgen. nach oben3.5. Mulch/Baumscheibe
Die ersten 3-5 Jahre nach der Pflanzung sind die Bäume so empfindlich wie jede andere Kultur im jungen Stadium. Vor allem Unkraut kann zu einer hohen Wasserkonkurrenz führen und das Wachstum der Jungbäume erheblich einschränken. Daher sollte die Baumscheibe die ersten Jahre möglichst Unkrautfrei gehalten werden. Dies kann durch hacken geschehen oder durch Mulchen der Baumscheibe mit Häckselgut oder Mulchfolie. Allerdings birgt Mulch die Gefahr, optimale Lebensräume für Wühlmäuse zu schaffen und deren Population zu befördern. Im konventionellen Anbau kann sich auch eine Herbizidbehandlung anbieten, allerdings ist vorher abzuklären, ob die Bäume dadurch geschädigt werden könnten. Beispiel: wurde beschlossen, die Anpflanzung händisch zu hacken. Außerdem wurden Mulchplatten aus Pappe nach der Pflanzung um den Stamm gelegt. Diese hätten jedoch mit einem zusätzlichen Erdanker oder dem Pflanzpfahl befestigt werden müssen, um nicht wegzuwehen, was durch die Anbinde- und Verbissschutzauswahl nicht gegeben war. nach obenÜbersicht: